Demokratie. Der Gott, der keiner ist
Dieses Buch ist frenetisch bejubelt und donnernd verdammt worden: Es ist
eine fulminante Kritik an Idee und Praxis der westlichen
(Medien-)Demokratien, denen Hoppe vorwirft, unter der Fahne der Freiheit
die Unfreiheit zu organisieren und die Gegenwart aus der Zukunft zu
subventionieren. Nun erscheint der Wirtschafts-Klassiker in fünfter
Auflage, erweitert um den autobiographischen Text Mein Weg zur Wiener Schule.
Hoppe
kommt aus dem Umfeld der amerikanischen „libertarians", die man sich
hierzulande gern als „anarcho-kapitalistisch" erklärt. Aber: Seine
Demokratie- und Staatskritik atmet kulturkonservativen Geist, und die
staatlich betriebene kulturelle Deregulierung erscheint ihm eher als
organisierte Dekadenz. Der Beifall hiesiger Staatskritiker, die ja ein
recht buntes Völkchen in „anarcho-sozialistischen" und
„anarcho-kapitalistischen" Farben bilden, ebbt an dieser Stelle recht
schnell ab.
Hoppes Sympathie für den Turbokapitalismus ist
ebenfalls recht gering, welcher ihm als eine Folge staatlich
veranlasster Fehlallokationen erscheint. Stattdessen setzt er auf eine
„natürliche Ordnung", die sich immer dann ergäbe, wenn sich die
assoziative Kraft der Menschen frei und unüberwältigt durch staatliche
Machtursupation organisch entfalten könne.
Auch wenn man diese
Zuversicht – ersichtlich erwachsen aus der amerikanischen
„Staatsbildung von unten" – nicht teilt: Hoppes Großpamphlet, ist
allein schon deshalb hoch empfehlenswert (und vergnüglich), weil es die
hierzulande erprobten und festgebackenen Frontstellungen souverän (und
zum beidseitigen Entsetzen der darin fest Eingegrabenen) völlig
durcheinanderwirbelt.
566 Seiten, gebunden, Fadenheftung