von Julian Voth
Einige Beiträge in, um und um die Blogozese herum riefen mir eine Schrift des unvergesslichen und heiligmäßigen französischen Abtes in Erinnerung, die sich, in einigen Absätzen, dem Mohammedanismus widmete. Täglich sind wir schockiert ob neuer und immer neuer Terrormeldungen - und wie viel mehr sollte es uns bestürzen, wenn die Bestürzung der Gewohnheit weicht! - und stellen uns vielleicht die Frage, welches Strafgericht diese Geißelung herbeigerufen hat. Und wie es das Angesicht Europas, des Nahen Ostens (auf immer?) entstellen soll. Die Ursache für die größten Bewegungen der Geschichte, und so beginnt auch Dom Guéranger, in dem er den christlichen von dem profan-naturalistischen Historiker unterscheidet, sind nicht in der Natur, sondern in der Übernatur, der höchsten Ursache zu suchen. Das ist die Lektion einer wahrhaft christlichen Theologie der Geschichte, wie sie wohl als erster Augustinus schrieb. Und es ist nicht bloß ein Kanzlerinnenwort, ein Staatenmoloch gleich dem apokalyptischen Tiere. Doch leset selbst:
»Der Islam ist nicht einfach eine Revolution von Arabern, die sich unter ihren Zelten langweilten, von einem geschickten Anführer aufrührerisch gemacht wurden und die opulentesten Städte des Orients im Streich einnahmen. Es war vielmehr Gott, der dem alten Feind des Menschengeschlechtes eine besondere Gelegenheit bot und die Wahl eines Werkzeuges erlaubte, mit dem er Völker verführen kann, indem er sie durch das Schwert versklavt. Und da war Mohammed, der Mann Satans, und der Koran, sein Evangelium.
Aber was war das Verbrechen, das die göttliche Gerechtigkeit in dieses Extrem führte, die Völker einer Sklaverei zu überlassen, deren Ende immer noch nicht in Sicht ist? Die Häresie ist es, das fürchterliche Verbrechen, das den Eintritt des Menschensohns in die Welt nutzlos macht. Sie protestiert gegen das Wort Gottes, sie trampelt mit Füßen die unfehlbare Lehre der Kirche. Solch ein Vergehen muss gesühnt werden, sodass die christlichen Völker lernen mögen, dass keine Nation sich wider das offenbarte Wort ungestraft erheben kann - selbst in dieser Welt, die Strafe für ihre Dreistigkeit und Undankbarkeit. Und so fiel Alexandrien, der zweite Stuhl Petri, und Antiochien, wo er zuerst Bischof war, und Jerusalem, Hüterin des glorreichen Grabes. [...]
Der Strom wurde vor Konstantinopel gestoppt und überflutete nicht sofort die umliegenden Gebiete. Dem östliche Reich, das bald das griechische werden wird, wurde die Gelegenheit geboten, daraus eine Lehre zu ziehen. Hätte Byzanz über den Glauben gewacht, dann wäre Omar niemals nach Alexandrien, noch nach Antiochien, noch nach Jerusalem gekommen. Ein Aufschub wurde gewährt, er währte acht Jahrhunderte. Aber als Byzanz das Maß bis oben gefüllt hatte, dann erschien der Halbmond zur neuerlichen Rache. Nicht länger der Sarazene ist es, er ist verbraucht, sondern der Türke. Die Hagia Sophia wird ihre christlichen Bilder übertüncht sehen, übermalt mit Koranversen. Und dies ist der Grund: sie war zum Heiligtum von Schisma und Häresie geworden. In der Zeit, die wir übersprungen haben, versklavte der Sarazene drei heilige Städte, er stieß nach Armenien, dessen Volk den monophysitischen Irrtum angenommen hatten; er fegte über die Küste Afrikas, befleckt vom Arianismus, und mit einem Sprung erreichte er Spanien. Er verliert seine Stärke, denn hier ist keine Häresie: es braucht Zeit. Er erkühnte sich sogar, französische Erde zu betreten. Aber er musste schwere Buße dafür leisten auf den Feldern von Poitou. Der Islam machte einen Fehler: wo die Häresie nicht herrscht, da ist kein Platz für ihn. [...]
Hier wollen wir innehalten, nachdem wir die Gerechtigkeit Gottes bezüglich der Häresie anerkannt haben, und den wahren Grund für den Triumph des Islam. Wir haben die einzige Ursache gesehen, warum Gott den Aufstieg des Islams erlaubte, und warum er nicht eine obskure und ephemere Sekte in der Wüste Arabiens blieb.«
- aus einer Serie von dreizehn Artikeln über den Naturalismus in der Geschichte (Du Naturalisme dans l’Histoire) in L'Univers, 7. Teil vom 4. Juni 1858.