Geistliches Wort zum Osterfest

von Hw. Paolo D'Angona

Zum hl. Osterfest möchte ich Ihnen einen Text von Pater Leonhard Goffine O. Praem. zur Verfügung stellen. Sein „Unterrichts- und Erbauungsbuch“ (auch bekannt als „Handpostille“ oder „Hauspostille“) gehört laut der amerikanischen „Catholic Encyclopedia“ zu den am weitesten verbreiteten Büchern überhaupt. Die "Catholic Encyclopedia" wörtlich: „Man sagt, daß kein Buch, die ‚Nachfolge Christi‘ des Thomas a Kempis ausgenommen, so viele Übersetzungen und Auflagen erlebt hat, wie Goffines ‚Handpostille‘.“ (cfr. www.newadvent.org/cathen/06627b.htm )

Pater Goffines Werk, jetzt fast ganz der Vergessenheit anheimgefallen, fehlte früher in fast keinem katholischen Haushalt. Es ist ein Buch, daß in volkstümlicher Form grundsolide katholische Orientierung bietet, und diese tut in einer Zeit wie der heutigen besonders not. – Der frühere Papst Benedikt XVI. berichtet übrigens in seiner Autobiographie, daß sein Vater an jedem Sonntag im Familienkreis aus diesem Buch vorgelesen habe.

Mögen die Worte Pater Goffines Ihnen helfen, das hl. Osterfest möglichst gut zu begehen!

Unterricht für das hochheilige Osterfest
von Pater Leonhard Goffine O. Praem.
 
Was ist das Osterfest?
Glorreich ist Jesus Christus an diesem Tage, nachdem Er von den Toten auferstanden war, indem Er durch eigene Macht Seine Seele wieder mit dem Leib vereinigte, aus dem mit einen großen Stein verschlossenen und versiegelten Grab hervorgegangen.
 
Wo war die Seele Jesu von seinem Tod bis zu seiner Auferstehung?
In der Vorhölle, das ist an dem Ort, in dem die Seelen der verstorbenen Gerechten aufbehalten wurden, weil der Himmel noch verschlossen war und erst durch Jesus geöffnet werden sollte. Diese Seelen hat Jesus in der Vorhölle getröstet und ihnen ihre nahe Erlösung aus diesem Ort verkündet.
 
Wie feiern wir Ostern am besten?
Wenn wir vom Tod der Sünde zum neuen Leben der Gerechtigkeit übergehen, gleichwie Christus vom Tod auferstanden und zu einem neuen, herrlichen Leben übergegangen ist. (Röm. 6, 4; Kol. 2, 12)
 
Was haben wir durch die Auferstehung Christi zu hoffen?
Daß auch unsere Leiber, obwohl sie im Grab vermodern, einst von den Toten auferstehen werden (Röm. 8, 11), denn weil Christus, unser Haupt, lebendig ist, so müssen auch wir, seine Glieder, wieder lebendig werden, weil ein lebendiges Haupt nicht ohne lebendige Glieder sein kann.
 
Was bedeutet das "Alleluja", das in der österlichen Zeit so oft gesungen wird?
Es ist ein Freudengesang, der ins Deutsche übersetzt "Lobet Gott" bedeutet, und in dieser Zeit zur Bezeugung der Freude über die Auferstehung Christi und die Hoffnung auf die ewige Seligkeit, die Er uns dadurch verschafft hat, gesungen wird.
 
Was haben die Ostereier für eine Bedeutung?
Sie sind Sinnbilder der Auferstehung. Die äußere, harte Schale des Eis gleicht der Grabesdecke, die der Herr durchbrach, wie das kleine Tierchen im Ei die Schale auseinanderbricht, um lebendig daraus hervorzugehen.
 
Die Kirche singt heute und die Oktav hindurch sehr oft: "Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat: laßt uns frohlocken und fröhlich sein in ihm." Psalm 117, 24. Zum Eingang der Messe (Introitus) ruft sie in der Person Christi mit den Worten aus dem 138. Psalm: "Ich bin erstanden, und bin bei Dir, Alleluja! Du hast Deine Hand über mich ausgestreckt, Alleluja, Alleluja! Herr, du erforschst Mich, und kennst Mich; du kennst Mein Ruhen und Mein Auferstehen. Ehre sei dem Vater usw.
 
Gebet der Kirche:
O Gott, der Du uns am heutigen Tage durch Deinen eingeborenen Sohn nach überwundenem Tode den Zugang zur ewigen Seligkeit erschlossen hast: wir bitten Dich, Du wollest uns die guten Vorsätze, die Du uns eingibst, durch Deine Gnade auch erfüllen helfen, durch denselben Jesus Christus unsern Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geiste lebt und regiert, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
 
Epistel: Aus dem Ersten Brief an die Korinther 5, 7. 8.
Brüder! Feget aus den alten Sauerteig, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr denn auch (durch die Taufe) ungesäuert seid; denn unser Osterlamm Christus ist geopfert worden. Lasset uns also Ostern halten nicht im alten Sauerteige, nicht im Sauerteige der Bosheit und Schalkheit, sondern im ungesäuerten Brote der Reinheit und Wahrheit.
 
Kurze Erklärung der Epistel
Der heilige Paulus ermahnt uns hier, daß, so wie die Juden an Ostern allen Sauerteig und alles Gesäuerte aus dem Haus entfernen und das Osterlamm mit ungesäuertem Brot essen mußten, auch wir danach streben sollen, den alten Sauerteig, d.h. den alten, fleischlich lebenden Menschen oder alle Sünden unseres früheren Lebens wegzuschaffen - denn wir seien durch die Taufe ungesäuert, d.h. in den Stand der Neuheit und der Reinheit von der Sünde erhoben worden, den wir sorgfältig bewahren sollen, weil sich Christus für uns am Kreuz geopfert und unsere Sünden auf sich genommen hat, damit wir uns vom Sauerteig der Sünde immer rein bewahren, ein neues Leben führen und so ein immerwährendes Osterfest feiern. - Sprich heute öfters mit der Kirche: Alleluja, lobet den Herrn, denn er ist gütig und seine Barmherzigkeit währt in Ewigkeit. Alleluja, dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, Alleluja, laßt uns frohlocken und fröhlich sein in Ihm, Alleluja! Unser Opferlamm ist Christus, der für uns auf dem Kalvarienberg geopfert worden ist und uns erlöst hat, Alleluja.
 
Evangelium Markus 16, 1- 7
In jener Zeit kauften Maria Magdalena, Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezereien, um hinzugehen und Jesus zu salben. Und sie kamen am ersten Tage der Woche in aller Frühe zum Grabe, da die Sonne eben aufgegangen war. Und sie sprachen zueinander: Wer wird uns wohl den Stein von der Türe des Grabes wegwälzen? Als sie aber hinblickten, sahen sie, daß der Stein weggewälzt war; er war nämlich sehr groß. Und da sie in das Grab hineingingen, sahen sie einen Jüngling zur Rechten sitzen, angetan mit einem weißen Kleide, und sie erschraken. Dieser aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Ihr suchet Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist auferstanden, er ist nicht hier; sehet den Ort, wo sie ihn hingelegt hatten. Gehet aber hin, saget seinen Jüngern und dem Petrus, daß er euch vorangehe nach Galiläa; daselbst werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
 
Warum wollten diese heiligen Frauen den Leib Jesu mit Spezereien salben?
Bei den Juden war es Sitte, die Verstorbenen einzubalsamieren. Diesem Brauch wollten nun auch diese Frauen nachkommen, und weil sie dies vor dem Begräbnis Christi wegen des  Beginns des Sabbats und der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu tun vermochten, so machten sie sich jetzt, nach dem Sabbat, in aller Frühe auf, nahmen Spezereien und eilten zum Grab, um Jesus diesen letzten Liebesdienst zu erweisen. Sie lehren uns dadurch 1. daß die wahre Liebe weder lau noch träge sei, sondern eifrig bestrebt ist, das, was sie den geliebten Personen Gutes tun kann, sogleich und ohne jeden Aufschub zu tun, und 2. daß auch wir mit Spezereien zum Grab Jesu kommen, d.h. uns durch die Tugenden, die oft mit einem Wohlgeruch verglichen werden, auszeichnen und den Herrn in heiliger Absicht durch gottgefällige Werke suchen sollen.
 
War dieser ihr guter Wille Gott angenehm?
Ja, was daraus erhellt, daß, während sie traurig fragten: "Wer wird uns den Stein wegwälzen?", der Stein schon weggewälzt war, und überdies ein Engel sie tröstete und von der Auferstehung Christi unterrichtete. - Lernen wir daraus, wie angenehm Gott die Werke der Barmherzigkeit seien, und befleißen wir uns, solche Werke gegenüber den Notleidenden zu üben, denn was wir den Armen tun, haben wir Christus getan (Matth. 25); außerdem sehen wir hier, daß der Herr nur denen, die Ihn in heiligem Verlangen suchen, seine heiligen Geheimnisse offenbart.
 
Mußte der Stein weggewälzt werden, damit Christus auferstehen konnte?
Nein, denn Christus war schon auferstanden, ehe der Engel den Stein weggewälzt hatte. Dies tat der Engel nur zum Zeichen, daß die Auferstehung Christi wirklich geschehen war.
 
Warum wollte der Engel hierfür ein besonders Zeugnis ablegen?
Weil die Auferstehung das Fundament unseres Glaubens ist; denn wäre Christus nicht auferstanden, so wäre unser Glaube vergeblich, weil dann nicht bewiesen wäre, daß Er Gottes Sohn gewesen ist, und folglich auch niemand durch den Glauben an Ihn selig werden könnte. Auch hätten wir dann für unsere eigene Auferstehung keine sichere Bürgschaft. Durch Christi Auferstehung ist diese aber über jeden Zweifel erhaben, denn Er ist der Erstgeborene der Toten ( 1. Kor. 15, 21). Darum erwähnen auch die Apostel im ihren Predigten so oft die Auferstehung Christi, und darum hat der Herr zugelassen, daß die Apostel zunächst an seiner Auferstehung zweifelten, und erst dann glaubten, als Er ihnen mehrmals erschienen war und die deutlichsten Beweise für die Wirklichkeit seiner Auferstehung gegeben hatte, damit keiner seinen Unglauben damit entschuldigen kann, die Apostel seien zu leichtgläubig gewesen.
 
Was nützt uns der Glaube an unsere eigene Auferstehung?
Der Glaube an unsere Auferstehung gibt uns 1. großen Eifer zum Guten und treibt uns an, alles Böse sorgfältig zu meiden, weil wir bei der Auferstehung von all unserem Tun und Lassen Rechenschaft werden geben müssen und den gerechten Lohn dafür empfangen werden, für das Gute nämlich die ewige Seligkeit, für das Böse aber die ewige Pein. Der Glaube an unsere Auferstehung ist auch 2. der größte Trost im Leiden und im Kampf mit den Mühseligkeiten und Beschwerden dieses Lebens. "In allem sind wir bedrängt, aber wir werden nicht mutlos; wir sind in Nöten, aber verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber werden nicht preisgegeben; wir werden niedergeworfen, aber wir gehen nicht zu Grunde (...) weil wir wissen, daß der, welcher Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken wird (...). Darum verlieren wir nicht den Mut." So schreibt der hl. Paulus in 2. Kor. 4, 8 ff. - und in 2. Kor. 5, 1:  "Wir wissen, wenn diese irdische Hülle, die wir bewohnen, zerstört wird, so erhalten wir von Gott eine nicht von Menschenhänden gefertigte neue Wohnung im Himmel." Zudem soll uns der Glaube an unsere Auferstehung 3. vor allem Zweifel an Gottes Gerechtigkeit und seiner allumfassenden Vorsehung bewahren. Auf Erden ist oft der Böse glücklich, der Gute unglücklich, sofern man den Besitz und Genuß zeitlicher Güter und Freuden Glück, Armut und zeitliche Leiden hingegen Unglück nennen kann. All dies wird jedoch bei der Auferstehung ausgeglichen. Dabei wird jeder, je nachdem er in seinem Leib Gutes oder Böses getan hat, in demselben Leib (der gerade deswegen auch auferstehen wird) Belohnung oder Strafe empfangen und die unendliche Gerechtigkeit Gottes wird im herrlichsten Glanz erscheinen (vgl. 2 Kor. 5, 10).
 
Warum sandte der Engel die Frauen zu den Jüngern Christi und namentlich zu Petrus?
Weil die Jünger die Auferstehung Christi der ganzen Welt verkündigen sollten, und um sie wegen des Todes Christi zu trösten; Petrus aber war das Haupt der Apostel, und wegen seiner dreifachen Verleugnung sehr niedergeschlagen und kleinmütig; deswegen mußte vor allem er diese Freudennachricht erhalten und auch besonders getröstet werden. - Lerne daraus, daß Gott ein demütiges und zerknirschtes Herz nicht verschmäht.
 
Warum erschien Christus auch seinen Aposteln, und zwar mehrmals?
Um jeden Zweifel an seiner Auferstehung zu zerstreuen, sie wegen seines baldigen Hingangs zum Vater zu trösten, und sie immer tiefer in die Erkenntnis seiner Lehre einzuführen.
 
Zu was muß uns die Auferstehung Christi ermuntern?
Daß auch wir mit Ihm geistlicherweise auferstehen, und künftig ein ganz neues Leben führen (Röm. 6, 4), was geschieht, wenn wir nicht nur der Sünde, sondern auch aller Gelegenheit dazu entsagen, und nur nach nach der Tugend und den himmlischen Dingen verlangen.
 
Zu welchem guten Werk sollen wir die Osterzeit besonders benützen?
Dazu, daß wir Verzeihung gegenüber unseren Nächsten üben, weil in dieser Zeit Christus auch uns Verzeihung erworben hat (Chrysostomus).
 
Gebet:
O mein Jesus, ich freue mich von Herzen, daß Du mit Deinen heiligen fünf Wunden, wie mit kostbaren Edelsteinen geschmückt, siegreich aus dem Grab erstanden bist. Ich bitte Dich durch den Sieg, den Du über den Tod, den Teufel und die Hölle erhalten hast, daß wir unsere bösen Neigungen und Begierden abtöten, mit Dir ein neues Leben führen und nie mehr durch die Sünde sterben mögen. Amen.
 
Sittenlehre:
Wenn einige meinen, weil Jesus uns erlöst habe, werde von uns nichts mehr gefordert, um die ewige Seligkeit zu erlangen, so ist dies ein grober und gefährlicher Irrtum. Denn wie die Kinder Israels zwar durch Moses aus der Dienstbarkeit Pharaos befreit waren, aber zur Eroberung des Gelobten Landes noch lange und viel kämpfen und leiden mußten, so hat uns zwar Christus durch sein Leiden und Sterben von der Gewalt des Teufels errettet, wir werden aber dennoch das himmlische Gelobte Land nicht erobern, wenn wir nicht mit der Gnade Gottes bis ans Ende gegen unsere Feinde, das Fleisch, den Teufel und die Welt, kämpfen. Denn nur den Kämpfenden wird die Siegeskrone zuteil, und nur wenn wir mit Christus dulden und sterben (d.h. den Weg der Leiden, der Selbstverleugnung und der Abtötung gehen), werden wir auch mit Ihm leben und herrschen ( 1 Tim. 3 -12). Gott nämlich, der uns erschaffen hat ohne uns, will uns doch nicht selig machen ohne uns, d.h. ohne daß wir unseren freien Willen und all unsere Kräfte zum Guten einsetzen und so durch Mitwirkung mit seiner Gnade uns der ewigen Seligkeit versichern.
 
                                                                                              O. A. M. D. G.

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